Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum Schloss Eggenberg
Wenn es kein Logo gibt, wird diese Spalte einfach leer gelassen. Das Bild oben bitte löschen.
(Dieser Text wird nicht dargestellt.)
Eggenberger Allee 90
8020 Graz
Tel: +43 316 8017 9560
Öffnungszeiten:
April – Oktober, Di-So 10.00–18.00 Uhr
Zur Geschichte
Die Anfänge der Münzensammlung des Universalmuseums Joanneum gehen auf den Gründer des Museums, Erzherzog Johann (1782–1859), zurück, der in den Gründungsstatuten des Joanneums im Jahr 1811 festlegte, dass „inländische Münzen von allen Metallgattungen“ gesammelt werden sollen. Im Joanneum der älteren Zeit (1811–1887) wurde neben der landeskundlichen Sammlung, die den Münzumlauf und das Münzwesen der Steiermark dokumentieren sollte, zu Vergleichszwecken auch eine internationale Sammlung von Münzen aus anderen Ländern angelegt, was dazu führte, dass in jenen Jahren z.B. auch eine Sammlung an antiken griechischen Münzen entstanden ist, die auch international als historischer Bestand, der sich auch dem 19. Jh. mit den dazugehörenden Dokumentationen erhalten hat, Beachtung verdient. Eine Einschränkung des Sammelkreises auf Münzen mit steirischer Provenienz erfolgte erst durch das Organische Statut des Jahres 1887, mit dem die im Joanneum vereinigten Sammlungen zu einem Landesmuseum umgestaltet wurden. Seit damals werden vom Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum in erster Linie in der Steiermark hergestellte oder in diesem Land gefundene numismatische Zeugnisse gesammelt. Bis in die 1970er-Jahre war das Münzkabinett im Stammhaus des Universalmuseums Joanneum in der Raubergasse in der Innenstadt von Graz untergebracht, wo bereits ihr erster Kustos Joseph Wartinger (1773–1861) eine ständige Ausstellung mit einer speziellen Präsentationstechnik einrichtete: Er ließ drehbare Rahmen anfertigen, in die die Münzen zwischen Glastafeln eingesetzt waren, damit sowohl ihre Vorder- als auch ihre Rückseite betrachten werden konnte. Bei der Neuaufstellung des Münzkabinetts im Jahr 2007 im ältesten Teil von Schloss Eggenberg – dem vom Münzmeister Kaiser Friedrichs III., Balthasar Eggenberger, in den 1460er-Jahren erbauten Castrum Eckenperg – wurde an diese Tradition einer innovativen Präsentation angeknüpft. Zentrales Element des Hauptraumes der Dauerausstellung ist eine große Tischvitrine, in der die Besucherinnen und Besucher mithilfe von computergestützten Lupen Detailinformationen zu den einzelnen Münzen auf Bildschirmen abrufen können, die mit den Lupen verbunden sind.
Zum Bestand
Das Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum beherbergt rund 70.000 Objekte, neben Münzen auch Medaillen, Marken, Abzeichen, Orden, Ehrenzeichen, Jetons, Stempel, historische Banknoten und Wertpapiere sowie Waagen und Gewichte. Es gehört zu den größten Münzensammlungen Österreichs und ist institutionelles Mitglied des International Numismatic Council. Der bedeutendste Sammlungskomplex ist die Styriaca-Sammlung mit ca. 2.200 steirischen Münzen. Höhepunkte der nahezu lückenlosen Talerserie der Prägestätte Graz sind die Panthertaler Erzherzog Karls II. von Innerösterreich, Dreifachtaler Kaiser Ferdinands II. und dessen Sohnes Ferdinand III., seltene Talerklippen und die letzten steirischen Taler, die 1765 unter Maria Theresia in Graz geprägt wurden. Aus der Serie der steirischen Goldmünzen sind Judenburger Goldgulden, Goldgulden Kaiser Friedrichs III. sowie seltene Dukaten Erzherzog Karls II. von Innerösterreich, Ferdinands II., Ferdinands III., Leopolds I., Karls VI., Maria Theresias und Josefs II. hervorzuheben. Dazu treten Vertreter der wichtigsten Typen mittelalterlicher Pfennige Grazer Schlages der Prägestätten Graz und Oberzeiring.
Daneben bestehen weitere Sammlungsbereiche, von denen hier nur die wichtigsten genannt werden sollen: Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Salzburg, Ungarn, Böhmen und Mähren, Heiliges Römisches Reich und Deutschland, Österreich bis 1918, Erste und Zweite Republik sowie ein umfangreicher Bestand an antiken Münzen (vor allem Römer – unter ihnen ein bedeutender Bestand an Fundmünzen aus Flavia Solva – und Griechen). Besondere Erwähnung verdienen die Münzen und Medaillen der Fürsten Eggenberg sowie die Venezianer-Sammlung mit einer nahezu lückenlosen Serie an Oselle – Münzmedaillen, die der Doge jedes Jahr zu Weihnachten den vornehmen Familien Venedigs als Geschenk überreichte –, die dem Joanneum 1871 von Joseph Maria Attems als Schenkung übergeben wurde.
Aktivitäten
Geführte Rundgänge in der Dauerausstellung des Münzkabinetts können in Form von Kuratorenführungen, aber auch Themenführungen, die vom Team der Kulturvermittlung Schloss Eggenberg durchgeführt werden, in Anspruch genommen werden. Für Schulklassen wird ein spezielles Vermittlungsprogramm angeboten.
Die ständige Ausstellung wird von Sonderausstellungen begleitet, in denen, ergänzt um Leihgaben von Kooperationspartnern, einzelne Bereiche der hauseigenen Sammlung präsentiert werden, die in der Dauerausstellung nur am Rande oder überhaupt nicht vertreten sind. So gingen 2021 in der Schau „Das Gold der Erzbischöfe“ ausgesuchte Salzburger Goldmünzen aus dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum mit ihren prachtvollen Pendants aus der Sammlung des Bankhaus Spängler eine spannende Allianz ein. 2022, als sich in Österreich der Beschluss des Bundesgesetzes über die Schaffung der „Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich“ im Jahr 1922 zum 100. Mal jährte, nahmen sich das Universalmuseum Joanneum und die Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde dieses Jubiläum zum Anlass, um die Sonderausstellung „Ehre und Eitelkeit“ mit Ehrenzeichen und Orden der 1. Republik, des Ständestaates und der 2. Republik sowie der österreichischen Bundesländer zu zeigen. Die Schau „Eulen nach Athen tragen“ – eine Kooperation des Universalmuseums Joanneum mit der Universität Graz, Institut für Antike, und dem Münzkabinett Winterthur – bot 2022 einen repräsentativen Überblick über das Münzwesen der antiken griechischen Welt. Für 2025 ist im Rahmen des Jubiläums „400 Jahre Schloss Eggenberg“ eine Sonderausstellung zu den Münzen und Medaillen der Fürsten Eggenberg vorgesehen.
Von der Museumsabteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum wird die archäologisch-numismatische Zeitschrift Schild von Steier herausgegeben. Zu den Sonderausstellungen „Das Gold der Erzbischöfe“, „Ehre und Eitelkeit“ und „Eulen nach Athen tragen“ sind in den Kleinen Schriften von Schild von Steier Begleitbände erschienen, die über den Phoibos Verlag erhältlich sind.
Dieser Text wurde verfasst von Karl Peitler, dem Leiter Archäologie und Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum, Schloss Eggenberg.