Archäologisches Museum Zagreb
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Zrinjevac 19
10000, Zagreb
Croatia
Tel: +385 (0)1 4873 000
Öffnungszeiten:
Di-Fr 10:00 – 18:00
Sa 10:00 – 20:00
So 10:00 – 13:00
Letzter Einlass – 20 Minuten vor Betriebsschluss.
von Ursula Kampmann
Ich werde meinen Besuch am 18. Juli 2021 im Archäologischen Museum von Zagreb nie vergessen. Mein Kollege Prof. Dr. Ivan Mirnik hatte mir versprochen, mir das Münzkabinett zu zeigen, obwohl es eigentlich geschlossen sei. Ich hörte erst von ihm, wie sehr die ganze Kulturlandschaft von Zagreb unter den Folgen eines Erdbebens litt, von dem ich nicht einmal gehört hatte. Als nämlich am 22. März 2020 die Erde bei Zagreb bebte, war das überraschende Verbot der Numismata gerade einmal zwei Wochen her. Seit dem 7. März 2020 veränderte sich unsere Welt so schnell, dass die Nachrichten nicht mithalten konnten. Corona beherrschte nicht nur in Deutschland die Schlagzeilen und verdrängte ein Erdbeben, das „nur“ ein Menschleben gekostet hatte.
Ein zerstörtes Museum
Dabei handelte es sich in Zagreb tatsächlich um ein schweres Erbeben der Stärke 5,4. Mehrere Kirchen wurden schwer beschädigt, das Dach des kroatischen Parlaments stürzte ein. Auch das Archäologische Museum war betroffen. Keramik und das Glas der Vitrinen zerbrach, Statuen stürzten um, 178 Exponate wurden dabei zum Teil schwer beschädigt, Teile der Decke fielen herab und die Wände zeigten Risse. Nach dem ersten Schreck eilten die Kuratoren herbei, um die Objekte erst einmal zu sichern. Man brachte sie in den Keller, nur um sie ganz schnell wieder umzulagern, als ein Unwetter über Zagreb Ende März für Überschwemmungen sorgte.
Als ich im Juli das Museum besuchte, war der erste Schreck einem trotzigen „Das bauen wir bald wieder auf!“ gewichen. Damit haben die Kuratoren des Archäologischen Museums leider zu viel Erfahrung. Auch der Krieg, den Kroatien zwischen 1991 und 1995 um seine Unabhängigkeit vom kommunistischen Jugoslawien führte, hinterließ ein zerstörtes Museum, das erst kurz vor der Jahrtausendwende wieder eröffnet wurde. Die Mittel für den Wiederaufbau, das erzählte mir Dr. Mirnik damals, seien mehr oder weniger vorhanden. Dass der so schnell wie möglich erfolgen solle, darüber bestehe Einigkeit unter Wissenschaftlern, Öffentlichkeit und Politik.
Ein Symbol kroatischer Identität
Denn das Archäologische Museum in Zagreb steht für die kroatische Identität, genauso wie seine Münzsammlung. Sie hat ihre Wurzeln in der kroatischen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts. Die „Jungen Illyrer“ widersetzten sich damals der Habsburger Vorherrschaft und sammelten alles, was das Werden der kroatischen Nation dokumentierte. Die Münzen spielten dabei eine ganz besondere Rolle.
Dies zeigte das Archäologische Museum noch in einer Ausstellung im Jahr 2019. Damals bereitete sich Kroatien auf die Einführung des Euro vor. Das bedeutete gleichzeitig, dass es seine Landeswährung, den Kuna, verlieren würde. Nun gibt es auf kroatischem Boden gleichnamige Währungen seit dem Mittelalter. Wahrscheinlich stammt die Bezeichnung sogar noch aus der Epoche der Naturalwirtschaft, denn Kuna heißt Marder, und Marderfelle waren die Währung, in der im Frühmittelalter Abgaben und Steuern in der kroatischen Region gezahlt wurden.
In Kroatien ist man sich also noch heute bewusst, wie wichtig Münzen für die Identität eines Volks sind, und im 19. Jahrhundert legten die „Jungen Illyrer“ deshalb eine Münzsammlung an. Sie wurde dem neuen Nationalmuseum, Vorläufer des Archäologischen Museums, bei seiner Gründung im Jahr 1836 übertragen. Ca. 1000 Münzen inventarisierte der erste Kurator. Er durfte sich über ein schnelles Wachstum seiner Sammlung freuen. Ein gutes Jahrzehnt später listete der Katalog bereits 26.000 Objekte auf. Um 1900 war die Münzsammlung des Archäologischen Museums auf beeindruckende 100.000 Objekte angewachsen. Sie wurden und sind Thema zahlreicher numismatischer Kataloge und Monographien, die das Numismatiker-Team des Archäologischen Museums von Zagreb regelmäßig in kroatischer und englischer Sprache publiziert.
Heute umfasst die Münzsammlung des Archäologischen Museums rund 280.000 Objekte, zumeist römische Münzen, auch wenn der Forschungsschwerpunkt eher auf den keltischen und mittelalterlichen Prägungen liegt.
Wiederaufbau in kurzer Zeit
Vier Jahre hat es gedauert, um die schlimmsten Schäden zu beheben und das Museumsinnere zu renovieren. 2 Millionen Euro wurden investiert. Die Mittel kamen zum größten Teil von der Versicherung. Ein aufgelegter Solidaritätsfond, Spenden aus In- und Ausland sowie Eigenmittel der Stadt Zagreb ergänzten die Finanzierung. Denn man entschied, das Gebäude gleichzeitig gegen ein zukünftiges Erdbeben abzusichern. Schließlich liegt Zagreb an der Grenze zwischen Eurasischer und Afrikanischer Platte. Erdbeben gibt es deshalb immer wieder. Ja, sogar sein heutiges Aussehen verdankt die Stadt einem Erdbeben. Nachdem das Beben von 1880 Zagreb – damals Agram – in ein Trümmerfeld verwandelt hatte, entstand die moderne Stadt mit den repräsentativen Gebäuden, die wir heute kennen.
Aktuell steht nur noch die Renovierung der Fassade aus. Sie wird ca. 3 Millionen kosten, eine Summe, die Bürgermeister Tomislav Tomašević aus dem Stadthaushalt zu finanzieren versprach.
Münzen innerhalb der Ausstellung
Vor dem Erdbeben verfügte die numismatische Abteilung über eine öffentliche Dauerausstellung, die noch in der Epoche des kommunistischen Jugoslawiens angelegt worden war. Man war in Zagreb sehr stolz darauf, denn die Präsentation der Objekte war für ihre Zeit wegweisend. Die Münzen wurden in einem verdunkelten Raum, der das Gefühl einer Schatzkammer vermittelte, auf großen Tafeln gezeigt und schlaglichtartig beleuchtet. Auch wenn wir heute andere Sehgewohnheiten haben, verdient die Kreativität der Ausstellungsmacher unseren Respekt. Schließlich in der Mangelwirtschaft des kommunistischen Jugoslawiens nicht die gleichen Ressourcen zur Verfügung wie wir sie heute haben.
Nichtsdestotrotz hat man sich nun im Archäologischen Museum Zagreb dazu entschieden, dem Trend zu folgen und die Münzen in die Ausstellung zu integrieren. Einige Vitrinen sind das Ergebnis. In ihnen werden Münzen ausgestellt, auf die man in Zagreb zu Recht stolz ist.
Allerdings ist das nur vorübergehend. Miroslav Nađ, Senior Curator in der Numismatischen Abteilung teilt mit, dass aktuell nur einige Highlights ausgestellt sind. Sobald es die Möglichkeiten zulassen, wird eine neue Dauerausstellung konzipiert, in der wesentlich mehr Münzen zu sehen sein werden.
Der Hort von Mazin
Nichtsdestotrotz lohnt sich der Besuch im Archäologischen Museum Zagreb für alle, die sich für die Numismatik interessieren. Ein Höhepunkt der derzeitigen Ausstellung zum Beispiel ist der Schatzfund von Mazin. Er ist ein Zeugnis für das weitreichende Handelsnetz der Iapoden. Die Iapoden waren ein keltischer Stamm, der seit dem 9. Jh. v. Chr. im Inland zwischen der Halbinsel Istrien und Dalmatiens siedelte. Wir wissen relativ wenig von ihnen, außer dass sie im Jahr 171 v. Chr. Aquileia verwüsteten. Die Römer führten immer wieder Feldzüge in ihr Gebiet. Unter Augustus wurden die Iapoden in eine civitas und unter römische Herrschaft gezwungen.
Der Hort von Mazin dürfte irgendwann in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. vergraben worden sein. Er enthält die unterschiedlichsten Objekte, die eigentlich nur eines gemeinsam haben, nämlich dass sie aus Bronze bestehen, wie man sie benutzte, um Waffen, Werkzeug und Schmuck herzustellen. In ihm finden sich nicht nur Bruchstücke schadhafter Bronzeobjekte, sondern auch römisches Schwergeld, also Aes Grave (45 Stück), Aes Signatum (17 Stück) und Aes Rude (456 Stück). Dazu Asse und ihre Teilstücke der römischen Republik. Sie alle dienten genauso als Schmelzmaterial wie große Bronzemünzen aus Karthago (505 Stück) und Ägypten (40 Stück), ja sogar zwei Münzen von Hieron II. aus Syrakus resp. der arkadischen Stadt Kaphya haben sich in diesen Hort verirrt.
Der 1896 in einer Steinkiste aufgefundene Hort war namensgebend für weitere Hortfunde mit ähnlicher Zusammensetzung. Sie führen uns an den Übergang zwischen Geld und Barren, zeigen, dass das, was in den römischen und griechischen Städten als Münze funktionierte, in einer ländlichen Umgebung schnell wieder zum Barren wurde, zeigen wie nahtlos in der Antike der Übergang von Geld zu Tauschmittel war.
Der Hort von Mazin ist nur ein Beispiel für viele interessante Objekte und Hortfunde, die im Archäologischen Museum von Zagreb aufbewahrt werden. Sollten Sie also in Ihrem Urlaub die kroatische Hauptstadt besuchen, dann planen Sie das Archäologische Museum unbedingt ein. Nicht nur wegen der Münzen! Sondern auch, weil die Resilienz unserer kroatischen Kollegen unseren Respekt verlangt.
Es geht manchmal nicht darum, die größte Ausstellung mit den tollsten Münzen durchzuführen, sondern trotz aller Widerstände das Wissen über die Numismatik weiter zu verbreiten!