Erfurter Münzhumpen im Angermuseum

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Anger 18,
99084 Erfurt
Tel: 0(49) 361 655 5660

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10:00 – 18:00 h,
erster Dienstag im Monat Eintritt frei

Das Angermuseum befindet sich im vormaligen kurmainzischen Pack- und Waagehof, einem barocken Stadtpalast aus dem frühen 18. Jahrhundert mit reich verzierter Prunkfassade. Seit 1886 entwickelte sich aus einer Schenkung ein kulturgeschichtlich vielspartiges Sammlungsgefüge, das später durch Aufteilung den Aufbau der unterschiedlich ausgerichteten Geschichtsmuseen der Stadt beförderte.

Im Angermuseum sind numismatische Objekte nur im Rahmen von Sonderausstellungen zu sehen. Aber es gibt eine Ausnahme: In der kunsthandwerklichen Dauerausstellung des Museums wird der Münzhumpen des Erfurter Goldschmieds Friedrich Engau aus den 1650er Jahren als singuläres Zeugnis der kunsthandwerklichen Tradition Thüringens präsentiert. 2015 entdeckte Dr. Miriam Krautwurs, die Kuratorin des Museums, ihn in einem Auktionskatalog und konnte ihn mit Unterstützung von zwei Sponsoren für die Sammlung des Museums erwerben. Sie beschreibt den Humpen wie folgt:

„Der knapp 20 cm hohe Humpen steht Vergleichsstücken aus den Goldschmiedezentren Augsburg und Nürnberg in nichts nach. Insgesamt 32 Münzen unterschiedlicher Größe und Wertigkeit sind eingelötet. Alle Flächen dazwischen sind in bemerkenswert qualitativer und reicher Treibarbeit sowie Gravur verziert. Die eingesetzten Münzen stammen aus unterschiedlichen Herrschaftsgebieten – vornehmlich der Wettiner (Ernestinische und Albertinische Linie) und Welfen sowie Schwarzburg-Rudolstadt und Sachsen-Weimar. Sie wurden zwischen 1538 und 1655 geprägt. Die letzte Jahreszahl liefert den Terminus post quem; der Münzhumpen kann somit auf sieben Jahre genau zwischen 1655 und 1662 datiert werden. Die Initialen F E verweisen auf Friedrich Engau (Meister 1647, erwähnt bis 1662), dem Angehörigen einer Familie von Erfurter Goldschmieden. Mit dem Münzhumpen konnte erstmals ein Werk von Friedrich Engau bestimmt werden.
Profane Goldschmiedearbeiten aus Erfurt sind infolge der von Napoleon geforderten, sehr hohen Tributzahlungen und der damit verbundenen Einschmelzung extrem rar geworden; schon im Dreißigjährigen Krieg ging auch das Erfurter Ratssilber fast zur Gänze verloren. So ist der Münzhumpen Friedrich Engaus auch für das einst hohe Niveau der Erfurter Gold- und Silberschmiedekunst ein seltener Beleg.“

Textauswahl: Sturm, Erfurter Münzfreunde e.V.