Deutsches Historisches Museum – Sammlung Finanz- und Wirtschaftsgeschichte
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Zeughaus, Unter den Linden 2
10117 Berlin
Tel: +49 30 20304-129
Zur Geschichte
Die Finanz- und Wirtschaftsgeschichtliche Sammlung des Deutschen Historischen Museums ist im Jahr 2020 aus der bisherigen numismatischen Sammlung hervorgegangen, welche 1991 aus einer Fusion der MfDG-Sammlung mit den seit 1987 erworbenen numismatischen Beständen des Deutschen Historischen Museums entstanden ist. Die Ursprünge der Sammlung gehen auf das königliche Zeughaus zurück: durch kriegsministerielle Verfügung vom 28. Juni 1888 wurden erstmals militärische Schießpreisgedenkmünzen an das Zeughaus überwiesen. Obwohl sie vollständig im Krieg verloren gingen, kamen sie in den 90er Jahren in Teilen zurück ans Haus. Seit 1952 waren zahlreiche Numismatika ans MfDG gekommen, welche 1977 aus den Bereichen Dokumente, Abzeichen, Plaketten, Medaillen (APM) zu einer eigenständigen numismatischen Sammlung zusammengefügt wurden. In der Konzeption des 1987 gegründeten Deutschen Historischen Museums waren numismatische Objekte ebenfalls verankert. Es sollte zwar keine selbständige, aber eine reichhaltige numismatische Sammlung entstehen, deren Exponate in den für die Ausstellungen vorgesehenen Themenräume in Verbindung zu anderen wirtschafts- und finanzgeschichtlichen Informationen treten sollten. 1994 erfolgte die Übernahme von Münzen, Medaillen und Geldscheinen aus ehemaligem Reichsbesitz (sogenannte Linzer Sammlung). Seit 2007 werden im Bereich Numismatik auch historische Wertpapiere konzentriert. Der Sammlung obliegt die Objektverwaltung der sich im DHM befindenden gemeinnützigen Stiftung für historische, deutschsprachige Aktien der Familie Walter Martius sowie der Dauerleihgabe Sammlung historischer Aktien Walter Martius. Seit 2018 erhält das DHM deutsche Reichsanleihen (1933-1945) und internationale historische Wertpapiere (Nonvaleurs) vom Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BaDV).
Zum Bestand
Derzeit umfasst die Sammlung Finanz- und Wirtschaftsgeschichte rund 90 000 überwiegend numismatische Objekte von der Spätantike bis zur Gegenwart. Die Sammlung von Münzen, Marken und Zeichen illustrieren in ihrer Auswahl die wichtigsten Stationen deutscher und europäischer Geldgeschichte. Ein besonders wertvoller Komplex ist der Schatzfund von Kornöd aus dem 30jährigen Krieg. Die Sammlung enthält Notmünzen (16. Bis 20. Jh), Rechenpfennige und Jetons (15. Bis 19. Jh). Im Bestand befinden sich beispielsweise mehr als 700 Rechenpfennige, darunter eine chronologisch gut geschlossene Partie Historienpfennige, die die Kämpfe in den habsburgischen Niederlanden von 1568 bis 1648 illustrieren. Unter den Münzen aus der DDR ist auch als Unikum der Goldabschlag des 20-Mark-Stücks mit dem Bild von Karl Marx vorhanden, den der Staatsratvorsitzende Walter Ulbricht (1893-1973) von der Staatsbank zu seinem 75. Geburtstag 1968 überreicht bekam. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Medaillen und Plaketten vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, die u. a. umfangreiche Bestände zur Geschichte der Arbeiterbewegung und einen Bestand französischer Medaillen zu den Revolutionen von 1789 bis 1870 enthalten. Die Geldscheinsammlung illustriert in den Grundzügen die Entwicklung des Papiergeldes vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Besondere Bestandsgruppen bilden Assignaten der französischen Revolution, Geldscheine für die Offiziers- und Gefangenlager im Ersten Weltkrieg, ausländische Geldscheine unter deutscher Besatzung, Prämienscheine der Konzentrationslager bis 1945, das Strafvollzugsgeld der DDR, sog. LPG-Geld der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der DDR, Inflationsbanknoten mit parteipolitischen und antisemitischen Propagandaufdrucken sowie Kunstgeld. Durch die Übernahme der Sammlung von Wolfgang Haney kam ein wesentlicher Zuwachs im Bereich Geldersatz und Wertkupons aus deutschen Konzentrationslagern und Gettos von 1933 bis 1945 hinzu. Die Sammlung historischer Wertpapiere umfasst Dokumente aus 200 Jahren Wirtschaftsgeschichte.
Aktivitäten
Derzeit wird im Deutschen Historischen Museum die ständige Ausstellung neu erarbeitet, in der zahlreiche Numismatika der Sammlung zu sehen sein werden. Die Sammlung ist zudem in den Wechselausstellungen des DHM präsent und veröffentlicht, zuletzt z.B. in den Ausstellungen „Sparen. Geschichte einer deutschen Tugend“ (2018), «1917! Revolution. Russland und Europa (2017/2018), «Roads not Taken. Oder. Es hätte auch anders kommen können» (2022) oder «Rein ins Gemälde! Eine Zeitreise für Kinder» (2024). Es bestehen zahlreiche Leihgaben und Dauerleihgaben an andere Häuser und Ausstellungen. Pro Jahr kommen etwa 300 Objekte zur Sammlung neu hinzu, meist durch Schenkungen. Über die Sammlungsleitung ist das DHM im wissenschaftlichen Beirat des nächsten Kongresses des International Numismatic Council in 2027 und bei ICOMON sowie bei der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin engagiert. Im Fokus stehen neben der Erarbeitung von Ausstellungen die Beantwortung von Anfragen sowie die internationale und nationale Vernetzung. Die Beschäftigung mit dem Thema Digitale Währungen soll in Zukunft ein weiterer Schwerpunkt sein; ein Pilotprojekt soll in enger Abstimmung mit der digitalen Gesamtstrategie des DHM sowie in Zusammenarbeit mit der Abteilung ZenDok, der IT, den zentralen Diensten sowie externen Expert*innen neue Erkenntnisse bringen.
Literatur (Auswahl)
Kunzel, Michael: Geschichtsmedaillen und Plaketten aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums. 6. Jahrgang, Heft 17, Berlin 1996
Kunzel, Michael: Der Fund von Kornöd 1956, vergraben ab 1640, in: Geldgeschichtliche Nachrichten, Jg. 53, Mai 2018, Heft 297, S. 148-157
Reyels, Lili: Vor 30 Jahren zirkulierte im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg das „Knochengeld“, in Geldgeschichtliche Nachrichten, 59. Jg, März 2024, Heft 332, S. 80-85
Dieser Text wurde zur Verfügung gestellt von Dr. Lili Reyels, Sammlungsleiterin Finanz- und Wirtschaftsgeschichte am Deutschen Historischen Museum Berlin.